Was ist Zen?


Zen gehört zur Mahayana-Richtung des Buddhismus, in der die Übung auf das Wohl aller fühlenden Wesen ausgerichtet ist. Im Zuge der Ausbreitung des Buddhismus nach Osten paarte sich die mystische philosophische Stärke der indischen Lehre mit der pragmatischen, bodenständigen Lebenstüchtigkeit der Chinesen. Daraus entstand eine besondere Form - das Zen - dessen prägnantester Vertreter Meister Rinzai war.

Charakteristisch für den Rinzai Zen- Buddhismus, den wir praktizieren, ist dessen starke Alltagsorientierung, d.h. die Anwendung von Achtsamkeit, Mitgefühl und Weisheit im täglichen Leben.

Durch seine Ausbreitung von China nach Japan erfuhr der Zen-Buddhismus eine Ergänzung durch die landestypische Kultur und Ethik. Zen beruht auf den drei Pfeilern "Meditation, Ethik und Weisheit" (Weisheit als Erkenntnis der Wirklichkeit). Es zeichnet sich aus durch Bodenständigkeit, Einfachheit und Konzentration auf das Wesentliche.

Wie wird Zen gelehrt?

Zen-Meister haben im Lauf der Jahrtausende verschiedene Techniken entwickelt, die den Schülern Hilfen bieten und Fehlentwicklungen vorbeugen sollen. Die Schulung der Aufmerksamkeit und der absichtslosen Selbstbeobachtung stehen an erster Stelle; daneben wird das störende diskursive Denken an einen Endpunkt gebracht. Im eigentlichen Sinne gelehrt werden kann Zen nicht. Es können nur die Voraussetzungen für spontane, intuitive Einsichten verbessert werden.

Zu den Methoden der Zen-Praxis gehören Zazen (Sitzmeditation), Kinhin (Gehmeditation), Rezitation (Textlesungen), Samu (konzentriertes Tätigsein) und das Arbeiten mit Koans. Besonders intensiv werden diese Methoden während mehrtägiger Übungsperioden oder Klausuren (Sesshin bzw. Retreat) geübt. Der Zen-Schüler soll das Zazen in sein alltägliches Leben integrieren, denn Zen ist seinem Wesen nach immer nur Praxis.

In der Soto-Schule des Zen-Buddhismus sitzen die Schüler mit dem Gesicht zur Wand und es gibt keine Koan-Arbeit. Beim Rinzai-Zen sitzen die Schüler mit dem Gesicht zur Raummitte und durchlaufen eine Koan-Ausbildung.

Für wen ist Zen geeignet?

Auf die Frage, welche Kernidee oder welches Ziel Zen verfolgt, gibt es keine Antwort: Es geht darum, alle diese Ideen und Konzepte wegzuwerfen! "Du bist das Universum, das Universum ist dein Selbst! Realisiere das - und lebe ein freies, mitfühlendes Leben." Zazen hat kein definiertes Ziel und keine Bedeutung, die über das Sitzen selbst hinausgeht. Es geht nicht um irgendwelche Theorien, sondern um die eigene Erfahrung. Ein wichtiger Teil der Zen-Praxis besteht aus der Konzentration auf den Alltag. Dies bedeutet einfach nur, dass man sich auf die Aktivität, die man gerade in diesem Augenblick ausübt, vollkommen konzentriert, ohne dabei irgendwelchen Gedanken nachzugehen.

Zen kann Menschen, die es praktizieren, zu Frieden, Freiheit und Freude verhelfen. Vor allem eignet es sich für ernsthafte Sucher/innen, die nach dem Sinn des Lebens und nach Befreiung, Erleuchtung und Erwachen suchen. Obwohl Zen wunderbar ist, muss es nicht für alle der richtige Weg sein. Wer sich nur schwer an strenge Disziplin gewöhnen kann, wird durch das rituelle Zazen stark herausgefordert. Jede/r von uns ist einzigartig, daher muss jede/r ihren oder seinen eigenen Weg finden.

Wie übt man Zazen am besten?

Es ist günstig, wenn man sich angewöhnt, immer zur gleichen Zeit zu üben. Morgens unmittelbar nach dem Aufstehen oder Abends vor dem Zubettgehen sind besonders gute Tageszeiten für eine solche Routine. Die Dauer ist dabei nicht so wichtig, regelmäßig sitzen ist wichtiger, als lange zu sitzen. Fangen Sie mit 5 Minuten an, und dehnen Sie die Zeit allmählich aus, bis Sie 25 Minuten sitzen können. Benutzen Sie einen Wecker, eine Tee-Uhr, ein Handy oder etwas Ähnliches, um die Zeit zu messen. Es gibt auch Handy-Apps wie den Zen Meditation Timer, der Ihr Mobiltelefon in den "Nicht-Stören-Modus" versetzt, und verschiedene Gongs zur Auswahl anbietet, die nach Ablauf eines von Ihnen definierten Zeitraums läuten.